Barrierefreie Unterkünfte für den Urlaub finden

Rund 1,5 Millionen Menschen in Deutschland bewegen sich im Rollstuhl – insgesamt leben hierzulande 7,9 Millionen Schwerbehinderte. Doch Mobilitätseinschränkungen führen nicht dazu, dass diese Gruppe weniger entdeckungslustige Touristen umfassen würde als die restliche Bevölkerung. Im Gegenteil: Auch Menschen mit Geh- oder Sehbehinderung wollen abseits ihrer Heimat andere Regionen kennenlernen und neue Eindrücke genießen. Die Voraussetzung für einen gelungenen Urlaub bildet hier in erster Linie die barrierefreie Unterkunft. Doch was sollte diese bieten? Wie findet man passende Unterkünfte und was sollten Reisende dabei beachten?

Was zeichnet eine barrierefreie Unterkunft für den Urlaub aus?

Rollstuhlfahrer und gehbehinderte Urlauber sollten sich vorab darüber informieren, inwieweit die Unterkunft ihren persönlichen Bedürfnissen entspricht. Die Parameter erfahren sie beim Reiseveranstalter, auf der Website der Unterkunft oder im Telefon- und E-Mail-Kontakt mit den Mitarbeitern vor Ort. Dabei sollten die folgenden Fragen geklärt werden:

  • Verfügt das Hotel bzw. die Unterkunft über behindertengerechte Parkmöglichkeiten?
  • Ist der Eingang schwellen- und stufenlos passierbar?
  • Lässt sich die Rezeption für Rollstuhlfahrer leicht erreichen?
  • Sind Aufzüge in die oberen Etagen vorhanden?
  • Bietet die Unterkunft ihren Gästen einen barrierefreien Weg vom Aufzug zum Zimmer?
  • Erlauben die Zimmertüren in ihrer Breite das komfortable Befahren mit dem Rollstuhl?
  • Verfügt die Unterkunft über barrierefreie Wege durch die Außenanlagen, zum Restaurant und zu Wellness-Räumlichkeiten?
Barrierefreie Unterkünfte für den Urlaub finden: Was zeichnet eine barrierefreie Unterkunft für den Urlaub aus?
  • Entspricht die Zimmereinrichtung den Anforderungen eines Rollstuhlfahrers, z.B. durch eine bodentiefe Dusche, einen unterfahrbaren Waschtisch und Haltegriffe am WC?
  • Gibt es auch in der näheren Umgebung Restaurants, Museen und kulturelle Angebote, die barrierefrei nutzbar sind?

Wer diese Fragen im Vorfeld klärt, kann den Urlaub entspannt angehen und muss keine allzu starken Einschränkungen fürchten.

Barrierefreie Unterkünfte für den Urlaub finden: Wie reisen Rollstuhlfahrer komfortabel?

Wie reisen Rollstuhlfahrer komfortabel?

Wer unter Mobilitätseinschränkungen leidet oder einen Rollstuhl nutzt, sollte das Verkehrsmittel zum Reisen wählen, das ihm persönlich am bequemsten erscheint. Dabei sind die folgenden Hinweise hilfreich:

  • Im PKW
    Hier sollte eine Begleitperson mitreisen, die den Fahrer unterstützen kann. Wer nicht im gewohnten Fahrzeug reist, muss vorab sicherstellen, dass der gewählte Wagen über ausreichend Raum für Rollstuhl bzw. Rollator und Gepäck verfügt. Der Rollstuhl muss dabei so gesichert werden können, dass beim Bremsen keine Gefahr entsteht. Falls nötig, muss auch eine Rollstuhlverladehilfe organisiert werden. Bei Raststätten, Hotels und Fähren auf der Strecke sollten Reisende vorab recherchieren, ob hier ein behindertengerechter Zugang möglich ist.
  • Mit der Bahn
    Hier buchen Reisende vorab geeignete Sitzflächen und Stellflächen, auf denen ein Rollstuhl untergebracht werden kann. Im Vorfeld kann man sich informieren, an welchen Bahnhöfen es Ein-, Um- und Ausstiegshilfen gibt. Dabei unterstützen Bahnmitarbeiter Reisende im Rollstuhl und tragen zusätzlich deren Gepäck. Dieses Angebot ist in Deutschland an rund 1.500 Bahnhöfen verfügbar. Alternativ lässt sich auch der Gebäcktransport von Haus zu Haus wählen, der Koffer und Taschen auch ins europäische Ausland befördert. Viele Zuggesellschaften im EU-Ausland bieten Rollstuhlfahrern sogar an, eine Begleitperson kostenfrei mit auf die Reise zu nehmen. Orthopädische Hilfsmittel werden auch in der Deutschen Bahn kostenlos transportiert.

Tipp:

Die Deutsche Bahn beantwortet alle Fragen zur Barrierefreiheit in ihrer Mobilitätsservice-Zentrale, die täglich zwischen 6 und 22 Uhr telefonisch erreichbar ist. Über sie können Reisende auch Ein-, Aus- und Umsteighilfen bestellen.

  • Im Flugzeug
    Hier sollten Reisende frühzeitig mit der Planung beginnen, damit ein barrierefreier Transport organisiert werden kann. Im ersten Schritt sind Reiseveranstalter und Fluggesellschaft über die speziellen Bedürfnisse des Gasts zu informieren. Auf diese Weise lassen sich auch der Transfer zum Startflughafen und der Transfer vom Zielflughafen zur Unterkunft so organisieren, dass keine Hindernisse auftauchen. Am Flugtag melden sich Reisende im Rollstuhl dann am Sonderbetreuungsschalter der jeweiligen Fluggesellschaft. Wer aufgrund einer Operation mobilitätseingeschränkt reist, sollte ein medizinisches Betreuungsformular mitführen.
Barrierefreie Unterkünfte für den Urlaub finden: Welche Urlaubsziele bieten sich für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen an?

Welche Urlaubsziele bieten sich für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen an?

Im Inland gibt es barrierefreie Unterkünfte und Urlaubsangebote in sämtlichen bekannten Reisedestinationen: z.B. die sächsische Schweiz, der Schwarzwald, die Ost- und Nordseeküste plus Inseln, der Bodensee, die Moselregion und das Sauerland. Auch in vielen Ländern Europas finden Menschen mit Mobilitätseinschränkungen komfortable Unterkünfte, so gibt es Angebote in Schweden, Österreich, Italien, Griechenland und den Niederlanden. Sogar spezielle Themenreisen sind möglich, wie etwa eine Romwallfahrt für Rollstuhlfahrer oder eine begleitete Wanderung auf dem Jakobsweg.

Wo findet man passende Unterkünfte und Reiseziele?

Eine gute Übersicht bieten Internet-Portale, in denen sich Anbieter mit einer barrierefreien Unterkunft registrieren können. Wer eine Reise plant, kann hier eine regionale Suchfunktion nutzen und sich bereits mit Beschreibung und Fotos einen ersten Eindruck von Hotel oder Ferienwohnung verschaffen. Zusätzliche Filterfunktionen können weitere Details abklären – z.B. wenn Reisende eine Unterkunft mit Pflegebett brauchen, einen Hund mitnehmen wollen oder das Angebot auf Gäste mit Sehbehinderung ausgerichtet sein soll.

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