Leben mit geistiger Behinderung
Geistige Behinderungen kommen in vielen verschiedenen Variationen – und noch so vielfältiger sind die Menschen, die dahinter stecken. Doch das Leben mit geistiger Behinderung ist nicht immer einfach – es gibt viele Probleme und Hindernisse und das täglich. Was das für Einschränkungen sind, wie sie sich auswirken und welche Möglichkeiten es zur Barrierefreiheit und Inklusion bei geistiger Behinderung gibt, erfahren Sie in diesem Artikel.
Ursachen für geistige Behinderungen
Die Ursachen für geistige Behinderungen sind sehr vielfältig. In der Regel liegt eine Beeinträchtigung der Entwicklung im Gehirn vor – diese kann vor oder nach der Geburt stattfinden. Zum Beispiel:
- Genetisch bedingte Beeinträchtigung der Entwicklung, wie z.B. beim Downsyndrom (Chromosomenstörung) oder bei einer Erbkrankheit
- Gehirn- oder Hirnhautentzündung
- Alkoholkonsum während der Schwangerschaft
- Sauerstoffmangel während der Geburt
- Unfälle
Einschränkungen und Hindernisse bei geistiger Behinderung
Was ist eine geistige Behinderung überhaupt? Laut der “American Association on Intellectual and Developmental Disabilities” ist eine geistige Behinderung eine Einschränkung der kognitiven Fähigkeiten und / oder des adaptiven bzw. sozialen Verhaltens und in der Regel bereits im Kindesalter auftritt. Adaptives Verhalten bedeutet in diesem Zusammenhang die Fähigkeiten, die zur Bewältigung alltäglicher Aufgaben und für das Miteinander benötigt werden.
Die Folgen für das öffentliche Leben in der Gesellschaft, sowie das Privatleben zu Hause können unterschiedlich ausfallen. Dennoch gibt es viele Gemeinsamkeiten, die in diesem Artikel zusammengefasst werden.
Öffentliches Leben
Die Teilnahme am öffentlichen Leben mit geistiger Behinderung kann je nach Schwere der Behinderung eingeschränkt sein. Im Freizeitbereich ist das oft kaum ein Hindernis, da viele Freizeitbeschäftigungen auch für Menschen mit geistiger Behinderung möglich sind – allerdings kann es vorkommen, dass eine pflegende Person oder ein Angehöriger dabei sein muss, um unterstützend zu wirken. Das kommt ganz darauf an, wie stark die Behinderung einschränkt und wie fordernd die Beschäftigung ist.
In der Arbeitswelt sieht das allerdings etwas anders aus. Im Jahr 2019 waren nur 57% aller Menschen mit Behinderung (sowohl körperlich als auch geistig) zwischen 15 und 64 Jahren in den Arbeitsmarkt integriert. Das liegt unter anderem auch daran, dass nur wenige Menschen mit Behinderung einen höheren Schulabschluss wie das Abitur haben: im Jahr 2019 waren es nur 12% (Quelle: destatis.de).
Privatleben
Auch im Privatleben kann es durch alltägliche Barrieren zu Einschränkungen kommen. Diese können sich auch im Eigenheim befinden, wenn dieses nicht ausreichend barrierefrei eingerichtet ist. Je nach Grad der Behinderung ist eine Pflegeassistenz notwendig, die bei täglichen Aufgaben wie zum Beispiel bei der Körperhygiene oder bei Hausarbeit unterstützen und helfen muss.
Barrierefreiheit und Inklusion bei geistiger Behinderung
Grundsätzlich ist die heutige Gesellschaft noch nicht barrierefrei und inklusiv genug – doch es gibt viele Angebote und Einrichtungen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, für mehr Barrierefreiheit und Inklusion zu sorgen. In öffentlichen Einrichtungen und für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung gibt es auch rechtliche Vorgaben zur Barrierefreiheit, die eine bessere Teilnahme am öffentlichen Leben ermöglichen.
Inklusive Wohngemeinschaften
Für Menschen mit Behinderung und für pflegebedürftige Menschen gibt es sogenannte inklusive Wohngemeinschaften. In diesen leben Behinderte mit nicht-behinderten Personen zusammen. Sie teilen sich in der Regel den Wohnbereich, die Badezimmer und die Küche und haben dabei eigene Zimmer, in die sie sich zurückziehen können – wie bei jeder anderen Wohngemeinschaft auch. Es gibt allerdings auch besondere Modelle dieser Wohngemeinschaften, in denen die nicht-behinderten Personen die behinderten bei alltäglichen Aufgaben unterstützen und einen Teil der Pflege übernehmen – dafür können sie mietfrei wohnen oder müssen nur einen kleinen Teil der Miete zahlen.
Arbeiten mit geistiger Behinderung
Für Menschen mit Behinderung gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, in sogenannten Behindertenwerkstätten zu arbeiten. Dort übernehmen sie einfache, ihren Fähigkeiten gerechte Aufgaben und werden von Pflegern betreut.
Außerdem haben Behindertenwerkstätte das Ziel, die Personen, die dort arbeiten, auf den richtigen Arbeitsmarkt vorzubereiten – sie dienen also als Integrationsmaßnahme.
Übrigens:
Behindertenwerkstätten bieten meist nicht nur Arbeit, sondern auch Berufsbildung für Menschen mit Behinderung an. Es gibt Berufsbildungsangebote in vielen verschiedenen Branchen – zum Beispiel im Handwerk, in der Logistik, im Gartenbau oder in der Hausreinigung. Dadurch können Menschen mit Behinderung einfacher in den Arbeitsmarkt integriert werden.
Inklusion in der Schule
Inklusion ist besonders in der Schulzeit ein wichtiges Thema. Es gibt überall in Deutschland verteilt sogenannte inklusive Schulen, an denen sowohl behinderte als nicht-behinderte Schüler gemeinsam unterrichtet werden. Dabei wird besonders auf die individuellen Gegebenheiten Rücksicht genommen, denn jede Behinderung wirkt sich unterschiedlich auf die behinderte Person und deren Umfeld aus. Außerdem ist natürlich auch der Charakter jedes Schülers sehr individuell – das verlangt nach sehr personalisiertem Unterricht, der nicht einfach für jede Klasse gleich geführt werden kann.
Inklusive Schulen arbeiten oft mit Experten zusammen, die dafür sorgen, dass die Lernkonzepte und der Umgang mit den Schülern untereinander für das bestmögliche Lernerlebnis sorgen. Auch auf die barrierefreie Einrichtung der Klassenräume und des Pausenhofs wird in inklusiven Schulen sehr geachtet. Die Möbel sind meist sehr robust und langlebig, sodass auch besonders aktive Kinder ihnen nichts anhaben können. Die Einrichtung wird zudem ständig auf neue Schüler mit neuen Bedürfnissen angepasst.