Hausnotruf: Der elektronische Lebensretter?
Wer hilft, wenn man allein zu Hause stürzt und nicht wieder aufstehen kann? Falls man einen Schwächeanfall erleidet oder gar einen Herzinfarkt? – Vielen alleinlebenden Senioren macht dieses Risiko große Sorgen. Dabei existieren heutzutage Kommunikationswege, die im Notfall schnelle Hilfe ermöglichen. Der wichtigste ist der Hausnotruf. Doch wie funktioniert dieser genau und was ist bei der Anschaffung im Detail zu beachten?
Wie funktioniert ein Hausnotruf-System?
Als Hausnotruf wird ein elektronisches Meldesystem bezeichnet, das auf Knopfdruck den Kontakt zu einer Notrufzentrale herstellen kann. Dabei trägt der Nutzer einen Notrufknopf am Handgelenk oder um den Hals, den er im Notfall betätigt. Der Ruf erreicht die Notrufzentrale, die über die Freisprechanlage der Basis-Station im Haus den Kontakt zum Nutzer aufnimmt. Hier kann abgeklärt werden, was passiert ist und wie die nächsten Schritte aussehen. In Notsituationen rettet ein solches System mitunter Leben.
Welche technischen Voraussetzungen erfordert die Einrichtung des Systems?
Die Basis-Station wird an eine gängige Telefondose angeschlossen. Ihre Energieversorgung erhält sie durch eine Steckdose, jedoch sichert ein Akku den Betrieb auch bei Stromausfall für etwa 20 Stunden. Der Notfallknopf, den der Nutzer bei sich führt, wird mit einer Batterie betrieben, die die Energieversorgung für mehrere Jahre sichert. Die mobile Einheit – Armband oder Kette – ist außerdem wasserdicht, sodass der Nutzer sie auch beim Duschen und Baden nicht ablegen muss.
Die Reichweite des Notrufknopfes von der Basisstation beträgt etwa 50 bis 150 Meter. Beim Einrichten prüfen Mitarbeiter des Hausnotruf-Anbieters, inwieweit die baulichen Gegebenheiten die Reichweite beeinflussen. Das bedeutet: Gibt es Einflüsse, die das Signal stören könnten und lassen diese sich durch eine bessere Platzierung umgehen?
Was passiert, wenn der Hausnotruf betätigt wird?
Sollte der Nutzer den Notrufknopf drücken, geht der Alarm sofort in der Notrufzentrale ein. Diese Zentrale ist durchgehend von Fachpersonal besetzt – an jedem Tag im Jahr, rund um die Uhr. Über die Freisprechanlage der Basis-Station meldet sich ein Mitarbeiter beim Notruf-Nutzer und versucht, den Sachverhalt zu klären. Dem Mitarbeiter der Notrufzentrale liegen dabei sowohl die Kontaktdaten des Nutzers als auch die hinterlegte Krankengeschichte vor.
So kann im individuellen Fall schnell entschieden werden, ob medizinische Hilfe nötig ist. Falls kein Sprechkontakt mit der Zentrale zustande kommt, etwa weil der Nutzer in einem entfernten Raum gestürzt ist und nicht aufstehen kann, wird automatisch ein Notfallprotokoll aktiviert. Infolgedessen machen Helfer einen Hausbesuch und ergreifen im Notfall die erforderlichen Maßnahmen.
Was passiert, wenn man den Hausnotruf nicht betätigen kann?
Hier besteht die Möglichkeit, einen passiven Notruf einzurichten. Dabei verpflichtet sich der Nutzer, in einem festgelegten Rhythmus, z.B. einmal pro Tag, einen Schalter an der Basis-Station zu betätigen. Bleibt dieses Signal einmal aus, nimmt die Notruf-Zentrale sofort Kontakt auf. Falls kein Kontakt zustande kommt, wird das Notfall-Protokoll eingeleitet.
Wie gelangen Helfer im Notfall in die Wohnung?
Eine Möglichkeit ist, Schlüssel bei Nachbarn oder bei der lokalen Notrufzentrale zu hinterlegen. Viele Anbieter offerieren jedoch einen Schlüsseltresor an der Wohnungstür als Zusatzleistung. Der Schlüssel wird dort deponiert und kann von Helfern mit einem Code entnommen und genutzt werden. So bleibt die Sicherheit gewahrt und trotzdem kann im Notfall jederzeit Hilfe geleistet werden.
Welche Kosten fallen für den Hausnotruf an?
Die Kosten sind mit gängigen Telekommunikations-Verträgen vergleichbar. Für den Anschluss fällt eine Einmal-Gebühr in Höhe von 10 bis 50 Euro an, während die monatlichen Gebühren etwa 20 bis 25 Euro betragen. Werden zusätzliche Optionen gebucht, die über den Basis-Tarif hinausgehen, können sich die Kosten auf bis zu 60 Euro erhöhen.
Mögliche Zusatzleistungen sind:
- Ein Schlüsseltresor am Haus
- Zusätzliche Notrufknöpfe
- Verbindung zu Rauchmeldern
- Detektoren, die einen Sturz automatisch registrieren
- Weitere Basis-Stationen zum Netzaufbau über mehrere Stockwerke
Welche dieser Sonderleistungen sinnvoll ist, hängt immer von den Umständen vor Ort ab.
Werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen?
Krankenkassen erstatten die Kosten für einen Hausnotruf nicht, da sie die Geräte als „Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens“ einstufen. Unter bestimmten Umständen beteiligt sich jedoch die Pflegekasse an den Gebühren. Die Voraussetzung: Der Nutzer lebt allein und muss aufgrund einer Krankheit oder Pflegebedürftigkeit jederzeit damit rechnen, in eine Notfallsituation zu kommen, in der er nur mithilfe des Notrufsystems reagieren kann.
Bei gemeinsam lebenden Personen kann der Mitbewohner aufgrund von Krankheit oder Pflegebedürftigkeit im Notfall keine Hilfe organisieren. Schlussendlich muss der Anbieter des Systems mit der Pflegekasse einen Vertrag abgeschlossen haben, damit die Kasse monatliche Kosten in Höhe von maximal 25,50 Euro übernimmt.
Welche Anbieter sind zu empfehlen?
Welche Notruf-Anbieter guten Service bieten, testet beispielsweise die Stiftung Warentest von Zeit zu Zeit. Interessenten können Qualitätsmerkmale selbst prüfen, indem sie etwa vergleichen, ob der Anbieter selbst eine Notrufzentrale betreibt oder den Notruf lediglich an gespeicherte Nummern weitervermittelt. Im Alltag lohnt sich oft die Wahl eines lokalen Anbieters, da seine Helfer im Zweifelsfall schnell vor Ort sein können. Auch der Vertrag sollte sich kundenorientiert gestalten und eine Kündigung mit einer 14-Tages-Frist zum Monatsende ermöglichen.