Barrierefreiheit bei Behinderung: Diese Maßnahmen sind wichtig
Rund 9,5 Prozent der Menschen in Deutschland gelten als schwerbehindert. In der Gruppe von 15- bis 64 Jahren sind immerhin 57 Prozent davon ins Berufsleben integriert. Außerdem wichtig für ein selbstbestimmtes Leben: Die barrierefreie Gestaltung der Wohnumgebung, die einen einigermaßen normalen Alltag ermöglicht. Doch welche Elemente gehören dazu? Wo gibt es finanzielle Unterstützung und was ist bei der Umsetzung im Einzelnen zu beachten?
Welche Elemente sind wichtig für ein rollstuhlgerechtes Wohnumfeld?
Bewegungsfreiheit und leichte Erreichbarkeit von Bedienelementen und Einrichtungsgegenständen stehen im Zentrum einer rollstuhlgerechten Immobilie. Nur so lässt sich gewährleisten, dass ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden möglich ist. Im Detail gehören diese Punkte dazu:
- Breite Türöffnungen: Für Rollstuhlfahrer eignen sich Türöffnungen, die mindestens 90cm breit sind. Schiebetüren und Falttüren lassen sich komfortabler bedienen, während insbesondere bei Standardtüren ausreichend Raum davor und dahinter zur Verfügung stehen muss, um den Rollstuhl zu wenden und die Tür zu schließen.
- Manövrierplatz: Zum Wenden und Manövrieren sollte in jedem Raum eine Fläche von 1,5*1,5m frei bleiben.
- Sichere Böden: Rutschhemmende und strukturierte Bodenbeläge verhindert eine statische Aufladung.
- Unterfahrbare Arbeitsflächen: Wichtige Möbelstücke sind bequem unterfahrbar, vor allem der Waschtisch, die Spüle, der Herd und die Küchenarbeitsplatte.
- Passende Arbeitshöhe: Kühlschrank, Backofen und Spülmaschine befinden sich in einer für Rollstuhlfahrer bequemen Arbeitshöhe.
- Passende Steckdosenhöhe: Steckdosen sind in einer bequemen Höhe installiert, d.h. mindestens in 40cm Höhe vom Bodenniveau – besser höher.
- Passende Höhe für Schalter: Lichtschalter, Gegensprechanlagen und Bedienelemente für Rollläden ordnen sich in Höhen von 85 bis 105cm an.
- Kabelkanäle: Sämtliche Kabel werden in Kabelkanälen kaschiert, um ein versehentliches Überfahren und Mitreißen zu verhindern.

Barrierefrei und rollstuhlgerecht – wo liegt der Unterschied?
Der Begriff Barrierefreiheit meint viel mehr als die rollstuhlgerechte Gestaltung von Gebäuden. Er schließt auch die Bedürfnisse von Sehbehinderten, Hörgeschädigten und Menschen mit kognitiven Defiziten ein. Konkret heißt das: Nicht nur Gebäude, sondern öffentliche Verkehrsmittel, Dienstleistungen, Gebrauchsgegenstände und Freizeitangebote sollten so gestaltet sein, dass alle Gruppen sie ohne fremde Hilfe nutzen und wahrnehmen können. Das beinhaltet zum Beispiel Formulare in leichter Sprache, Gebärdendolmetscher für Medienangebote und Bildbeschreibungen für blinde Menschen.
Wie überwinden Rollstuhlfahrer Schwellen und Stufen?
Hier stehen Rollstuhlfahrern verschiedene Möglichkeiten eines barrierefreien Umbaus zur Verfügung. Von einfachen Rampen über Sitzlifte an Treppen bis hin zu einem richtigen Homelift existieren verschiedene Möglichkeiten. Welche am Ende sinnvoll ist, entscheiden die baulichen Gegebenheiten vor Ort:
- Rollstuhlrampen: richtig für kleine Schellen und niedrigere Treppen
Mobile oder fest installiere Rampen können Schwellen oder niedrige Treppen überbrücken. Dabei werden tragbare Schwellenrampen einfach vor dem Hindernis auf den Boden gelegt, während bei Eingangstreppen der dauerhafte Umbau sinnvoll ist. Die maximale Steigung der Rampe richtet sich nach dem Rollstuhlmodell und der Anwesenheit einer Hilfsperson. Sie beträgt zwischen 6 und 20 Grad. Aus der Höhe des Hindernisses und der Maximalsteigung errechnet sich dann die nötige Länge der Rollstuhlrampe. Rampen, die mehr als 5 Meter messen, sollten ein Ruhepodest aufweisen, das bei rechtwinkligen Rampen auch zum Wenden dient.
- Hublifts: Für kleine Höhenunterschiede sinnvoll
Ein Hublift überbrückt auf vertikaler Strecke bis zu 3m Höhenunterschied. Sein Einbau kann sinnvoll sein, wenn eine Rampe an der gleichen Stelle zu viel Platz beanspruchen würde. Ein weiterer Vorteil: Der Hublift ist ebenerdig befahrbar, sodass ihn der Rollstuhlfahrer in vielen Fällen selbstständig ohne Hilfsperson nutzen kann. Ein- und Ausstieg lassen sich frei positionieren, sodass der Fahrer entweder in Einfahrtrichtung ausfährt oder auf der Plattform eine 90-Grad-Wendung vollführt. Dieses Merkmal ermöglicht einen flexiblen Einsatz des Hublifts innerhalb einer bestehenden Architektur.
- Plattformlifts: Höhenunterschiede im Rollstuhl überwinden
Wie ein Sitzlift fährt ein Plattformlift an Schienen den Treppenverlauf hinauf und hinab. Der Vorteil: Reicht die Stufenbreite für die Installation aus, erfordert der Plattformlift keine gesonderten Deckendurchbrüche wie ein Personenaufzug. Auch Plattformlifts können in einem Treppenhaus mehrere Stockwerke miteinander verbinden.
- Homelifts, Aufzüge: Die große Lösung
In einem mehrstöckigen Treppenhaus profitieren nicht nur Rollstuhlfahrer von einem Lift, sondern auch mobilitätseingeschränkte Bewohner, Personen mit Lastengepäck und Eltern mit kleinen Kindern. Falls die Architektur großzügig ausgelegt ist, kann ein Homelift im Treppenauge eingebaut werden.
Die filigranen Aufzüge mit Spindelantrieb erreichen eine Hubhöhe von 17 Metern und erfordern keinen gemauerten Schacht. Gerade für Rollstuhlfahrer ist es jedoch wichtig, dass die Plattform der Kabine ausreichend groß bemessen ist. Falls dies beim Lifteinbau in engen Treppenhäusern nicht gewährleistet werden kann, bietet ein Außenaufzug die Alternative.
Mobile Treppensteighilfen: Treppensteiger und Treppenraupe
Für Situationen, in denen keine baulichen Veränderungen vorgenommen können oder sollen, eignen sich mobile Treppensteighilfen wie Treppensteiger und Treppenraupen. Während die Raupe nur gerade Treppenverläufe befahren kann, lässt sich ein Treppensteiger auch auf gewendelten Treppen benutzen. Beide Hilfsmittel erfordern jedoch die Unterstützung einer Betreuungsperson.
Wer finanziert einen behindertengerechten Umbau?
Sofern der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) im Auftrag der Pflegekasse einen Pflegegrad zugeordnet hat, hat der Betroffene Anrecht auf diverse Zuschüsse. So übernimmt die Pflegekasse etwa die Kosten für ein Hausnotruf-System oder bezuschusst den Einbau eines Lifts.